Körperorientierte Traumatherapie, Somatic Experiencing SE®

"Im Grunde genommen ist ein Trauma eine Störung der Fähigkeit sich im Hier und Jetzt aufzuhalten "-B.van der Kolk.

 

Ein Trauma muss nicht zwangsläufig ein Schockerlebnis wie Unfall,Sturz etc.(gewesen) sein.

Die Definition von Trauma beinhaltet vielmehr ein Ereignis, das zu schnell, zu viel, zu heftig war und dessen Energie noch im Nervensystem gefangen und nicht vollständig entladen wurde und somit zu Symptomen führen kann.

Dies kann tatsächlich so manches sein.

Entwicklungs- und Bindungstraumata zählen ebenso dazu wie Fehlgeburten oder Verkehrsunfälle...

Man denke nur an eine Beziehung zu einem Elternteil, die nie wirklich sicher war und das Nervensystem gelernt hat, in "Hab acht-Stellung" zu verbleiben.

Auch generational übergreifende Traumatisierungen zählen dazu. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der sog. Epigenetik geben uns darüber sehr interessante Beispiele.

Am Ende führen uns so manche Symptome wie Schlafstörungen, Übererregung,Albträume,Gedankenkreisen,Ängste,Zwänge usw. zum Arzt oder Heilpraktiker,die Traumafolgen im Nervensystem sein können.


"Titriertes", langsames, schrittweises Arbeiten

Solange wir im Trauma und seinen Folgen gefangen sind, sind wir oftmals abgeschnitten von unseren Körperempfindungen und Gefühlen.

Wir müssen uns allmählich herantasten, denn für die Betroffenen sind ihre körperlichen Empfindungen in der Vergangenheit oftmals zu ihrem Feind geworden. Der Kontakt mit dem eigenen Körper darf also nur schrittweise hergestellt werden, da er nur dann gefahrlos möglich ist, bzw. sich gefahrlos anfühlt.

 

Ein schönes Bild ist das der Lauge und der Säure.

Mischen wir beide Flüssigkeiten einfach zusammen, entsteht ein explosives Gemisch.

Arbeiten wir schrittweise (titriert); mischen ein bisschen von der einen zur anderen Flüssigkeit, so entsteht am Ende sogar ein neutrales Gemisch.

 

So ähnlich ist die Herangehensweise im Somatic Experiencing: oberste Priorität hat die Vermeidung einer "Retraumatisierung". Es wird nur soviel bearbeitet, wie das Nervensystem ohne Überwältigung zulässt.

"Neuverhandlung" der Körperempfindungen

Am Anfang kann auch eine simple Übung stehen: Stellen Sie sich vor, vorsichtig die Hände zu öffnen und zu schließen und sie dabei anzusehen. Das scheint trivial, aber für Traumatisierte Menschen ist es das ganz und gar nicht. Es geht darum, hinzusehen und wirklich körperlich wahrzunehmen, wie es sich anfühlt, die Hand zu schließen und zu öffnen. Einige berichten dann etwa: „Ich verspüre mehr Kraft in mir - in meinem Körper“. Auch wenn dies beinahe einfach wirken mag – ist es das nicht. Eventuell arbeiten wir so, dass wir uns tatsächlich gemeinsam (manchmal mit Hilfsmitteln) bewegen oder nebeneinander hergehen. Wie fühlt sich der Körper beim Gehen oder balancieren an? Diese Körperempfindungen nutzen wir dann, um tiefer einzusteigen und um über die neu entstehenden positiven Empfindungen und Gefühle ein Gegengewicht zu einigen sehr herausfordernden, negativen Empfindungen und Gefühlen zu schaffen. 

Regulation des Nervensystems

Stark traumatisierte Klienten haben oftmals körperlich nichts mehr gespürt, sie haben sich abgeschottet/ dissoziiert.  Wenn sie nun mit ihrem Körper in Kontakt kommen, fühlen sie sich oftmals erst einmal schlechter, was jedoch, auch wenn es im ersten Moment nicht so erfreulich klingen mag, therapeutisch ein gutes Zeichen ist.

Die Körperempfindungen fühlen sich eher "kontrahiert"(zusammengezogen) an.

Mit sorgfältiger Anleitung jedoch, vor allem wenn man Klienten dazu hinführen kann, auch all die positiven Empfindungen wahrzunehmen, beginnt eine Expansion(Ausdehnung) Es entsteht somit parallel zur Kontraktion die Möglichkeit der Expansion. Es entsteht also nach und nach immer mehr Ausdehnung und die Kontraktion, die Enge, wird zunehmend weniger.

Diesem "Pendeln im Nervensystem" liegt das Wissen zugrunde, dass allen lebendigen Organismen ein natürlicher Rhythmus innewohnt, den das Nervensystem des traumatisierten Menschen wieder finden und lernen darf.

"Denken Sie daran:Sie haben die Biologie auf Ihrer Seite."(Dr.Peter Levine)


Somatic Experiencing (SE)®

"Trauma ist mehr als das Ereignis

Trauma ist viel mehr als das Ereignis, es ist mehr als die Geschichte, die man erzählen kann. Denn während einer überwältigenden Erfahrung schaltet das Sprachzentrum ab. Trauma ist die Gesamtheit aller steckengebliebenen Reaktionen auf ein lebensbedrohliches Ereignis. Es sind Orientierungslosigkeit, Herzklopfen, Übelkeit, Körperimpulse zu Kampf, Flucht oder Kollaps. Unerklärliche Unruhe, die Unfähigkeit sich zu beruhigen oder sich zu freuen. Leicht überwältigt sein, von Angst, Wut, aber auch von Freude, Glück.

Trauma ist, wenn man auf ein harmloses Detail so reagiert, als müsse man um sein Leben kämpfen. Denn Verhaltensmuster, Überzeugungen, Gedanken und Gefühle sind noch immer mit den erschreckenden Erfahrungen der Vergangenheit gekoppelt. Da erstarrt vielleicht jemand und wird kreidebleich oder rastet aus, wenn versehentlich ein Glas zu Boden fällt. Er verbindet mit diesem Geräusch nicht bewusst den kleinen Autounfall vor 3 Monaten, bei dem die Windschutzscheibe zersprang. Es war ja „nichts passiert“… Doch sein Körper erinnert sich daran und fühlt sich jetzt – genau wie damals – in Lebensgefahr.

Unerklärliche Symptome

Dieses kleine Beispiel zeigt, dass nach einer traumatischen Erfahrung unerklärliche psychische und körperliche Symptome entstehen können. Sie verwirren und machen Angst. Eventuell zeigen sie sich erst Jahre später als Überaktivität, Suchtverhalten, unkontrollierbare Wutausbrüche, Ängste, Panikattacken, Depression, Gefühle von Entfremdung, Konzentrationsstörungen, Dissoziation, Bindungsunfähigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, chronische Schmerzen, Fibromyalgie, Migräne, Nacken- und Rückenprobleme, Probleme mit dem Immunsystem oder Burnout. Die Liste möglicher Symptome ist lang.

Immer noch im Überlebensmodus

Trauma verändert das Gehirn und die gesamte Physiologie. Man wird stressanfälliger. Die Bedrohung existiert weiterhin im Körper und das Überlebenssystem springt automatisch an, auch wenn es keinen Anlass zu Gefahr gibt. Traumafolgen zeigen sich in einem unsicheren Körpergefühl, durch das die Welt als unsicherer Ort interpretiert wird. Es gibt einen Sog hin zu Gefühlen von Hilflosigkeit, Angst und Wut. Die in der traumatischen Situation mobilisierte Notfallenergie ist im Körper wie gefangen und weiterhin aktiv. Posttraumatische Symptome sind der Versuch des Nervensystems, irgendwie mit dieser überschüssigen Energie umzugehen. Somatic Experiencing (SE)® nutzt die Kraft, die in den Symptomen liegt, als wichtige Ressource bei der Traumabewältigung.

 

Wie arbeitet Somatic Experiencing mit Traumata?

Einladung an das autonome Nervensystem

Somatic Experiencing (SE)® arbeitet vor allem mit der körperlichen Reaktion auf traumatische Ereignisse. Es wendet sich dabei an das für Trauma zuständige autonome Nervensystem. Dieses ist nicht dem bewussten Willen unterworfen. Es kann nur eingeladen werden – durch wertfreie Aufmerksamkeit.

Elemente im Bewältigungsprozess

Im Mittelpunkt der Arbeit von SE mit Traumata steht das Nach- und Aufspüren (tracking) von Körperempfindungen und -impulsen, Emotionen, inneren Bildern, Gedanken und Überzeugungen. Weitere wesentliche Elemente im Bewältigungsprozess sind die Aktivierung von Ressourcen, Pendeln zwischen Traumaspuren im Körper und Ressourcen, Zentrierung und Erdung, Aufgreifen von Körperimpulsen und Titration, also kleinschrittiges Vorgehen.

Entscheidend ist, dass das Nervensystem eingefrorene Energie in kleinen Dosen „auftauen“ und schrittweise entladen kann. Durch diese kontrollierte Entladung wird eine mögliche Retraumatisierung, also ein erneutes Überwältigt werden, vermieden. Die tief verankerten Nachwirkungen des Traumas im Körper können sich schonend auflösen. Trauma bedingte Erstarrung wandelt sich in ein Gefühl von Handlungsfähigkeit, von Ich kann nicht zu Ich kann.

Das Trauma wird neu verhandelt

Mit Somatic Experiencing (SE)® wird das Trauma körperlich, geistig und emotional neu verhandelt. Dabei verändert sich nach und nach das Körpergefühl hin zu mehr Sicherheit und Präsenz. Diese natürliche Wachsamkeit im Körper wirkt sich positiv auf Gedanken, Gefühle, Emotionen und Überzeugungen aus.

Ein Trauma ist verarbeitet und integriert, wenn man daran denken und darüber sprechen kann, ohne dass das Nervensystem in Stress gerät. Es wird zu einer Erfahrung, die nicht länger das Leben bestimmt."

(www.somatic-experiencing.de)


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Ich bin Mitglied bei Somatic Experiencing Deutschland und ausgebildet als Somatic Experiencing Practitioner (3jährige Fortbildung).

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Der Schlüssel zur Traumabewältigung ist nicht, das Trauma wieder zu erleben,

sondern neue Erfahrungen im Körper zu schaffen.“

Dr. Peter A. Levine